Veranstaltungsreihe "Actuarial Modelling Club"

 
Sehr geehrte Damen und Herren,

hiermit laden wir Sie herzlich zu folgendem Vortrag ein:

Aktuarielle Betrachtungen zu Demographie und Inflation

Dr. Sven Ebert, Flossbach von Storch Research Institute, Deutschland

Seit Mitte 2021 beschäftigen uns hohe Inflationsraten. Zunächst wurden gestörte Lieferketten für einen Anstieg der Preise verantwortlich gemacht. Im Frühjahr 2022 kamen dann durch den Krieg in der Ukraine steigende Energie-Preise hinzu. Doch nachdem sich die Auswirkungen dieser beiden Effekte weitestgehend gelegt haben, hält sich die Inflation hartnäckig. Ein Grund: die expansive Fiskalpolitik der Notenbanken und zahlreiche Unterstützungen der nationalen Regierungen während der Corona-Pandemie haben die Geldbeutel der Verbraucher gefüllt, ohne dass sich die Produktion ausgedehnt hätte. Dies wird noch eine ganze Weile den Treibstoff für weitere Preissteigerungen liefern. Soweit die klassische Theorie.

Aber über allem schwebt als langfristiger Megatrend der demografische Wandel bzw. die Alterung der Industriegesellschaften inklusive China: wenn immer weniger Menschen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, während die Nachfrage nach Gütern durch die Langlebigkeit ansteigt, müssen - ceteris paribus - die Preise für Güter steigen. Es ist also davon auszugehen, dass uns höhere Inflationsraten und mit Ihnen höhere Zinsniveaus noch länger erhalten bleiben.

Das heißt für die Versicherungswirtschaft:

1. Auf dem Papier erscheinen Garantieprodukte in der Lebensversicherung bei deutlich positiven nominalen Zinsen wieder attraktiver.
2. Ob dauerhaft positive Realzinsen eintreten werden, ist aufgrund der hohen Verschuldung der öffentlichen Haushalte fraglich. Die Zinslast wäre immens. Sparprodukte für junge Menschen mit langem Anlagehorizont sollten daher sachwertbasiert sein.
3. Über den Verpflichtungen aus dem Bestandsgeschäft der Lebensversicherer wird die Gefahr von Massenstornos noch eine Zeit lang schweben.
4. In der Sachversicherung sollte bei mehrjährigen Verträgen sowie Sparten mit langlaufenden Schadenabwicklungen ein Inflations-Ausgleich berücksichtigt werden.

Zur Person:
Seit September 2022 ist Sven Ebert Teil des Flossbach von Storch Research Institute. Sein Forschungsinteresse gilt den Themen Demographie und Künstliche Intelligenz.
Als Versicherungsmathematiker und Aktuar DAV war er zuvor bei einem weltweit operierenden Rückversicherer in verschiedenen Rollen tätig. Zu Beginn seiner beruflichen Laufbahn promovierte er am Karlsruher Instituts für Technologie in Wahrscheinlichkeitsrechnung.
Sven Ebert ist seit mehreren Jahren Lehrbeauftragter an der Technischen Hochschule Köln sowie in der Ausbildung zum Aktuar DAV der Deutschen Aktuar-Akademie tätig.

Das Flossbach von Storch Research Institute lädt im Anschluss an den Vortrag zu einem Umtrunk mit Brötchen ein!

Es gibt keine Teilnahmegebühr.

Die AVÖ vergibt für die Teilnahme an dieser Veranstaltung einen CPD-Punkt.

Dieser Vortrag findet im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Actuarial Modelling Club" statt. Mit diesen Veranstaltungen wollen wir ein Diskussionsforum für Aktuarinnen und Aktuare schaffen, in dem aktuelle Themen präsentiert und diskutiert werden. Die Vorträge sollen auch den Studierenden, insbesondere im Bereich der Finanz- und Versicherungsmathematik, einen Einblick in praxisrelevante Themen und die Möglichkeit zu persönlichen Kontakten geben.

Gerne können Sie sich auch mit Themenvorschlägen an uns wenden. Die Veranstaltungen stehen jedem offen. Eine Mitgliedschaft in der AVÖ ist nicht notwendig.

Mit freundlichen Grüßen,
Julia Eisenberg* (FAM @ TU Wien), Karin Hirhager (FWU Life Insurance Austria), Alexander Juschitz* (B&W Deloitte), Reinhold Kainhofer (Wiener Städtische), Uwe Schmock* (FAM @ TU Wien) und Christina Ziehaus* (Generali)
* ... Mitglieder des AVÖ-Arbeitskreises Aus- und Weiterbildung

Für die Zusendung von zukünftigen Veranstaltungen bitte in die Mailingliste FAM-vr eintragen.